WKR und Waldbrandteam e.V. leiten gemeinsames Feuercamp in Munster
35 motivierte Teilnehmende aus verschiedenen Bereichen des Forstsektors (u.a. Privatwaldbesitz und Landes-Forstverwaltung), zwei Landes-Feuerwehrschulen, Bundeswehr Feuerwehr und verschiedener örtliche Feuerwehren, sowie Mitglieder von Waldbrandteam e.V. und ForestFireWatch verbrachten ein Trainingswochenende zur praktischen Ausbildung zum kontrollierten Brennen auf dem Truppenübungsplatz Munster (Örtze). Der Lehrgang fand unter der Leitung von Detlef Maushake statt, Vorstand des WKR Projektpartners Waldbrandteam e.V. (Das Waldbrandteam e.V. ist nicht nur erfahren in der Ausbildung von Fachkräften, sondern auch in der Organisation von Feuercamps.) und wurde unterstützt von der dort ansässigen Bundeswehr Feuerwehr.
Daher gleich vorab: Ein riesiges Dankeschön für die Vorbereitung, Unterstützung und Logistik vor Ort an die Bundeswehr Feuerwehr und der freundlichen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr Salzgitter, ohne deren Einsatz das ganze Wochenende nicht so reibungslos verlaufen wäre!
Im Zentrum des Wochenendes stand die präventive, geplante Anwendung von Feuer zur Reduktion von Brandlast oder auch in der taktischen Anwendung als Vor- und Gegenfeuer; Einsatzpläne wurden entworfen und diskutiert; Einsatzgeräte unter realen Bedingungen getestet und deren Handhabung geschult.
Tag 1: Für die meisten ging die Anreise Freitag am frühen Morgen aus allen Himmelsrichtungen gen Munster los. Nicht nur über ganz Deutschland verteilt, auch aus sämtlichen Bereichen des Forstsektors und der Feuerwehren kamen die Teilnehmenden. Damit wurde ein breites Spektrum an unterschiedlichen Interessensgruppen, aber auch ein unterschiedliches Maß an Vorwissen der einzelnen Teilnehmenden abgedeckt. Auch der Privatwald war vertreten, denn auch hier gewinnt die Thematik Waldbrand zunehmend an Aufmerksamkeit.
Nach einem Einstufungstest, der zur Einordnung des Kenntnisstands der Teilnehmer diente, wurden die Inhalte weiter in Impulsvorträgen und persönlichen Lehrgesprächen vertieft. So gab es Gelegenheiten zum persönlichen Austausch bei gezielten Fragen und generellen Einweisungen für die anstehenden Trainingseinheiten. Mit Bangen wurde der Wetterbericht die ganze Woche verfolgt, denn es war Regen angesagt. Normalerweise ein Grund zur Freude für den Forstsektor, nicht aber, wenn das kontrollierte Brennen einer Heidefläche auf dem Plan steht.
Nachmittags ging es im Konvoi (perfekt organisiert und mit Unterstützung der Bundeswehr Feuerwehr) über das Truppenübungsplatzgelände zu den vorgesehenen Brennflächen für ein sogenanntes Musterbrennen. Denn das Highlight ist, die Theorie in der Praxis umzusetzen. Bevor es aber zum eigentlichen Brennen kommt, werden Ausrüstung und Einsatztaktik und –Szenarien besprochen, überprüft und Aufgaben verteilt. Mit großer Spannung dann der erste Versuch mit der Drip torch (Flämmkanne): Wird die drip torch die Heide zum Brennen bringen können? Auch wenn es witterungsbedingt nicht im geplanten Ausmaße der Fall war, gab es Gelegenheit die Einsatzpläne durchzugehen und vor allem sich mit den Handwerkszeugen vertraut zu machen.
Tag 2 am frühen Morgen: Lagebesprechung beim Begehen der Brennfläche. Sind die Einsatzpläne anwendbar? Hat sich das Wetter oder der Wind vielleicht geändert, wie nass ist der Boden? Die Fragen, die bereits Teil der Vorbesprechung waren, werden überprüft: Wo muss der Brandschutzstreifen gelegt werden, wie kann das Ausweiten des Feuers auf den nahegelegenen Wald verhindert werden? Welchen Einfluss haben Topographie und Wind auf das Feuer, und was gilt es alles zu beachten, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten?
Aufgeteilt in den 4Teams gehen die Teilnehmenden noch einmal ihre Einsatzpläne an der Brennfläche durch. Alexander Held und Lindon Pronto, EFI Feuerexperten mit internationaler Erfahrung, leiten zwei Gruppen und geben als Einsatzleiter wichtige Hinweise und Regeln vor. Auch wenn die Flamme am Boden nicht lange brannte (der Boden war einfach noch zu Feucht vom Regen am Morgen) die Sonne schien und die Heide zeigte sich von einer Ihrer schönsten Seiten.
Impressionen aus dem Feuercamp. Videos: Lindon Pronto/ Photos: Maria Schloßmacher . Weitere Bilder auf twitter @efiresilience
Bambibucket im Einsatz
Ein wichtiger Teil der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung ist die Unterstützung der Feuerbekämpfung aus der Luft (“Aerial Firefighting”; WKR wird dazu in Kürze eine Fachempfehlung veröffentlichen). Für die Brandbekämpfung aus der Luft, müssen Einsatzkräfte am Boden und der Helikopterpilot die gleiche taktische Sprache sprechen. Das bedeutet die Kommunikation aus beiden Perspektiven ist unerlässlich und auch dafür bot sich die herausragende Möglichkeit zu einem Training unter realen Einsatzbedingungen.
Für die meisten Teilnehmer eine ganz neue Erfahrung und dazu dann gleich so spannend: Der Helikopter fliegt nah über der Fläche und konnte ein paar hundert Meter weiter in einem kleinen See den sogenannten Bambibucket (Aussenlastbehälter) auffüllen. 1000 Liter fasst dieser Tank, der sich dann innerhalb weniger Sekunden per Knopfdruck über den Flammen entleert. Dabei bekommt der Pilot wichtige Hinweise vom Bodentrupp hinsichtlich Feuerentwicklung und erwarteten Veränderungen. Innerhalb kürzester Zeit kann der Pilot seinen Helikopter zwischen Wasserabwurf, Auffüllen hin und her manövrieren. Beeindruckend, nicht nur für Laien, sondern auch immer wieder für die erfahrenen Einsatzkräfte.
Ein einziges Highlight des Wochenendes ist schwerlich festzulegen. Inspirierend, eindrucksvoll und unglaublich motivierend ist es zu beobachten, wie engagiert und motiviert die Teilnehmenden für die gleiche Sache eintreten. Jeder konnte unterschiedliche Stärken einbringen, es wurden untereinander Perspektiven und Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert und unmittelbar Pläne geschaffen für weitere Kooperationen. Das ist das Besondere an WKR: Multiplikatoren schaffen, sowie Akteure und Interessensgruppen zusammenbringen, um vorhandenes Wissen für eine breite Öffentlichkeit bereitzustellen. Denn Fachwissen muss in der Praxis ankommen! Neben den praktischen Erfahrungen und der Ausbildungsmöglichkeit bleibt also das Gefühl des Enthusiasmus, den die Anwesenden mit in das Feuercamp brachten und nun zurück mit neuen Inspirationen in Ihre unterschiedliche Sektoren hinaustragen, im Bewusstsein der anstehenden Herausforderungen und nun schon mit mehr Lösungsansätzen und Rüstwerkzeugen, um diesen zu begegnen!
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